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Rainer Maria Rilke
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Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehen.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.

Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang.




Angelika Dikhoff

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Kommentar zu meinem Lieblingsgedicht:


Die Ringe auf den Baumscheiben haben mich schon als Kind fasziniert. Jedes Jahr fügt sich um den Kern ein neuer zweifacher Ring. In hellen Ringen mit starkem Wachstum erkennt man warme, feuchte Frühsommer, in hellen schmalen Ringen magere, trockene Jahre. Daneben sieht man einen schmaleren dunklen Kreis, der wurde von Herbst und Winter gezeichnet. Manchmal sieht man, dass die Ringe fehlen, das der Stamm hohl und morsch geworden ist. Und das scheint mir wie eine Aufforderung. Geh los, gestalte dein Leben, zeig dich verantwortlich dafür. Auch du bist eingebunden in den Rhythmus der Natur und eines Tages wirst du Platz machen müssen, um jungem Leben Raum zu geben. Doch bis dahin sei bereit für Sonne und Sturm helle und dunkle Tage. Lass dich nicht unterkriegen, schwing dich empor. Bleib lebendig, diese Zeilen von Rilke machen dazu Mut.




Der Dichter: Rilke ist mit Sicherheit einer der begnadetsten deutschen Dichter aller Zeiten. Dieses Gedicht stammt aus dem ersten Teil seines Stundenbuchs "Das Buch vom Mönchischen Leben" (erschienen 1899).

Eingereicht von Angelika Dikhoff am 20.01.2005.



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