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Die unmögliche Tatsache Palmström, etwas schon an Jahren, wird an einer Straßenbeuge und von einem Kraftfahrzeuge überfahren. "Wie war" (spricht er, sich erhebend und entschlossen weiterlebend) "möglich, wie dies Unglück, ja-: daß es überhaupt geschah? Ist die Staatskunst anzuklagen in bezug auf Kraftfahrwagen? Gab die Polizeivorschrift hier dem Fahrer freie Trift? Oder war vielmehr verboten, hier Lebendige zu Toten umzuwandeln, - kurz und schlicht: Durfte hier der Kutscher nicht -?" Eingehüllt in feuchte Tücher, prüft er die Gesetzesbücher und ist alsobald im klaren: Wagen durften dort nicht fahren! Und er kommt zu dem Ergebnis: "Nur ein Traum war das Erlebnis. Weil", so schließt er messerscharf, "nicht sein kann, was nicht sein darf!"
Kommentar zu meinem Lieblingsgedicht:Ein wunderbares Werk. Kunstvoll geformt, ironisch und witzig, verkündet dieses Gedicht die feine Lehre: Recht zu haben ist zwar nett, aber nicht immer hat man auch was davon. Dass "nicht sein kann, was nicht sein darf" läßt sich auch heute noch nicht besser erklären als mit diesen vor 100 Jahren sorgfältig gewählten Worten. Das obige Gedicht stammt von Christian Morgenstern (1871-1914), der vor allem mit den humorigen, sprachakrobatischen Gedichten der "Galgenlieder" berühmt wurde. Die Erlebnisse von Palmström veröffentlichte Morgenstern in einem eigenen Gedichtband (1910). Eingereicht von Dr. Jan C. Vaterrodt am 12.01.2008.
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