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Smartphone Ich habe es vergraben Tief hinab ins Erdinnere Dort wo es mich nicht mehr finden kann Wo wir endlich getrennt sind Und kein Teilen mir Nachrichten zufächelt Die ich nicht wissen will und die mich nicht meinen Die fremd sind wie der Mond Nun bin ich wieder ganz bei mir Und wir können uns finden Wohl unter Linden Ach der Duft betäubt und bestäubt Und nimmt mit auf die andere Seite Wo die Netzhaut zärtlicher ist als Wind
Die Tat
"Ich habe es vergraben" - abgesetzt als Einzelzeile, die einzige des Gedichtes, wird die "Tat" auch formal hervorgehoben. Das "Ich" steht am Anfang, ist Subjekt, auch handelndes Subjekt, das Smartphone ist zum Objekt geworden. Das war einmal anders. Früher hat dieses Medium aktiv in das Leben des lyrischen Ichs eingegriffen, hat ihn gefunden. Jetzt ist die notwendige Trennung, eine Scheidung, ja ein Begräbnis endgültig geschafft. Weshalb ist diese "Beerdigung" notwendig geworden? Weshalb muss es ein so tiefer Einschnitt bis "ins Erdinnere" sein? Das lyrische Ich fühlte sich durch die permanenten Mitteilungen und unpersönlichen Nachrichten sich selbst entfremdet. Kein Wunder. Man braucht sich nur auf den Straßen und Plätzen, in Bus oder Bahn, in Wartezimmern, ja selbst bei Veranstaltungen umzusehen, um zu erkennen, wie unsere Zeitgenossen an ihren Smartphones hängen wie Süchtige. Ja keine Nachricht oder Mitteilung verpassen. Schüler nehmen heutzutage jede Strafe auf sich – nur nicht die Wegnahme ihres Smartphones! Der Autor hat sich davon abgenabelt. Er schreibt nicht MEIN Smartphone als Überschrift, sondern verallgemeinernd. Das unterstreicht die Allgemeingültigkeit, aber auch die erreichte Distanz. Jetzt, nach der befreienden Rettungstat, hat der Mensch wieder zu sich selbst gefunden. Doch wie sieht die Rettung aus? "Und wir können uns finden" heißt es. Er nimmt Kontakt zu einem anderen Menschen wieder auf. Mit dem Bezug zu dem Volkslied "Kein schöner Land" ist die Rückbesinnung auf schönere Tage angesprochen. Die Linde als Inbegriff für Natur, Geselligkeit ("... tanzt um die Linde herum" heißt es in einem anderen Volkslied), für Idylle, dörflichen Mittelpunkt, aber eben auch für intensiven Blütenduft und Heilkraft. Alles dies kann das lyrische Ich jetzt wieder wahrnehmen und genießen. Jetzt kann er wieder frei atmen, die Geister, die er rief, ist er endlich los, wie man frei nach Goethe sagen möchte. Die Rückkehr und Rückbesinnung zum natürlichen Leben stellt nicht nur einen Rückzug auf das Wesentliche dar, sondern "bestäubt", wie der Autor es ausdrückt. Ein fruchtbares Dasein ist nur möglich, wenn man sich von den Fesseln der modernen Kommunikationsindustrie befreit! Dann kommt auch das Menschliche wieder zum Vorschein, das Schöne, das man sehen kann. Und eben nicht nur das Flüchtige – wie der Wind - , was einem ein Smartphone kurz "zufächelt". Der Verfasser des Gedichts ist Matthias Buth. Das besprochene Gedicht erschien in seinem Gedichtband "Paris regnet - Neue Gedichte" (edition offenes feld, 2016) Der Rezensent Jürgen Egner ist Lehrer.
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