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In einem kleinen Zimmer in Paris In einem kleinen Zimmer in Paris, wo ich den Kopf vor Sehnsucht gegen alle Wände stieß und deinen Namen leise in die Spiegel schrie, doch keiner kam und niemand nahm mich in den Arm wie du, der mich verließ. Und als du gingst, hast du gesagt: "Du machst das schon, mein Kleines, irgendwie!" Oh ja, mein Mann! Ich mach das schon. Ich weine ohne Träne jede Nacht, ich liebe dich, auch wenn es einsam macht, ich sterbe so dahin und frag nicht mehr nach einem Sinn in diesem kleinen Zimmer hier, wo Gaukler wohnten, Trinker, Diebe, es war umsonst, denn es war Liebe. Die Liebe mit dem Leben büßen Warten, bis das Leben dich vergisst Jede Nacht, sie bleibt in mir Auch wenn es Tag geworden ist. Dann war es still. Dann gingen viele Jahre hin und ich blieb hier, in diesem kleinen Zimmer in Paris und trank mit Trinkern auf ihr Glück und sang mit Gauklern Liebeslieder und morgens kamen auch die Diebe wieder, nur du kamst nie zurück.
Kommentar zu meinem Lieblingsgedicht:Dieses Gedicht gefällt mir so gut, weil es so wahrheitsgetreu die Gefühlswelt nach einer Trennung beschreibt. Dabei ist es meiner Meinung nach sehr gut verschachtelt, so daß oft ein guter Zusammenhang zu vorher scheinbar unwichtigen Zeilen aufgebaut wird, was dem ganzen eine gewisse Vollkommenheit gibt. Dieses Gedicht von Wolf Wondratschek (*1943) erschien u.a. in dem Band "Paris im Gedicht", herausgegeben von Mona Wodsak, Insel TB 1253, 1990. Eingereicht von K. Peters am 02.06.2005.
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