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Sachliche Romanze Als sie einander acht Jahre kannten (und man darf sagen: sie kannten sich gut), kam ihre Liebe plötzlich abhanden. Wie andern Leuten ein Stock oder Hut. Sie waren traurig, betrugen sich heiter, versuchten Küsse, als ob nichts sei, und sahen sich an und wußten nicht weiter. Da weinte sie schließlich. Und er stand dabei. Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken. Er sagte, es wäre schon Viertel nach Vier und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken. Nebenan übte ein Mensch Klavier. Sie gingen ins kleinste Café am Ort und rührten in ihren Tassen. Am Abend saßen sie immer noch dort. Sie saßen allein, und sie sprachen kein Wort und konnten es einfach nicht fassen.
Kommentar zu meinem Lieblingsgedicht:Dieses Gedicht spielt in meinem Leben momentan eine recht große Rolle und ist deshalb auch mein Lieblingsgedicht, weil ich Anfang der Sommerferien dieses Jahres mit meinem Freund in Schillig, einem kleinen Ort an der Nordseeküste, war und wir dort einige Probleme mit unserer Beziehung hatten. Wir waren zu dem Zeitpunkt 8 Monate zusammen, konnten "vom Fenster aus Schiffen winken" und hörten aus dem Nachbarappartement Klaviermusik, als mein Freund mir das Gedicht vortrug. Wir lagen gemeinsam im Bett und ich fing an zu weinen, weil alles so gut zusammenpasste und es mich sehr berührt hat. Es ist schwer, sich den ganzen Abend anhören zu müssen, dass ein anderes Mädchen von der Art her besser ist als man selbst... Das obige Gedicht von Erich Kästner (zu dem auf anthologie.de übrigens auch eine gesonderte Rezension existiert) ist zum Beispiel veröffentlicht in: Karl Otto Conrady, Das große deutsche Gedichtbuch, 2. Aufl. der 2. Ausgabe, 1992 (1991), Eingereicht von Monique am 30.08.2006.
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